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10.12.2024
Kontakt-Allergien betreffen Menschen jeden Alters und können deren Alltag erheblich beeinträchtigen. Eine neue IGAV-Broschüre bietet leicht verständliche,…
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(in alphabetischer Reihenfolge)
Ehem. Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Graz
Eine Allergie ist eine chronische Krankheit, die nicht innerhalb kurzer Zeit geheilt werden kann und ernst genommen werden muss. Experimente sind fehl am Platz. Bleiben allergische Beschwerden nämlich zu lange un- oder unterbehandelt, muss man mit schwerwiegenden Folgen rechnen. Eine Allergie ist also weder eine „kranke Schwingung“ noch eine „Vergiftung“, weder eine „energetische Störung“ noch die Auswirkung einer „nicht gelebten Aggression“ sondern eine sehr komplexe Funktionsstörung des Immunsystems. Allergische Beschwerden können somit weder einfach „gelöscht“ noch „weghypnotisiert“ werden!
Für einige Methoden abseits der Schulmedizin wie z.B. Akupunktur, Entspannungstechniken, Atem- und Physiotherapie konnte die Wirksamkeit bei Atemwegserkrankungen nachgewiesen werden. Viele Menschen machen gute Erfahrungen und auch Schulmediziner empfehlen sie ergänzend zu klassischen Therapien. Unterstützend können komplementäre Behandlungsmethoden die Befindlichkeit und Lebensqualität von Allergikern also durchaus verbessern. Von einer alleinigen Anwendung alternativer Methoden ist aber abzuraten. Diese kann sogar gefährlich werden, etwa wenn bei allergischem Asthma die Steroidinhalation beendet oder für die Behandlung von Notfällen bei Insektengiftallergie anstatt der „gefährlichen Medizin Adrenalin“ ein homöopathisches Apis-Produkt bereitgehalten wird.
Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien
Die Magensäure erfüllt eine wichtige Funktion im Verdauungstrakt. Die darin enthaltenen säureabhängigen Enzyme spalten Proteine der Nahrungsmittel auf und führen sie der Weiterverwertung zu. Außerdem dient sie als Barriere gegen Bakterien und andere Krankheitserreger. Wenn diese Funktionen nun aufgrund der geblockten Magensäureproduktion reduziert sind, können Allergene unverarbeitet in den Darm vordringen. Patienten sollten die Einnahme von Magensäurehemmern ohne ärztliche Konsultation daher nicht selbsttätig fortsetzen. Die Konsequenzen zu langer Einnahme von Magensäurehemmern, nämlich Allergien, bakterielle Fehlbesiedelung des Darmes oder Osteoporose werden erst Jahre später schlagend.
Leiterin der Allergie-Ambulanz an der Univ.-Klinik für Dermatologie, AKH Wien
Neurodermitis (atopische Dermatitis) ist die häufigste allergische Erkrankung im Kindesalter — und die Rate an Neuerkrankungen nimmt weiterhin tendenziell zu. In den Industrieländern leiden derzeit zwischen 5 und 20% der Kinder sowie 1 bis 3% der Erwachsenen daran. Die Ursachen sind vielseitig: Epidemiologische Untersuchungen zeigen deutlich, dass erhöhte Hygienestandards mit wenig Kontakt zu bakteriellen Substanzen im Säuglings-und Kleinkindesalter eine wesentliche Rolle spielen, da durch die übertriebene Hygiene der natürliche Abwehrmechanismus der Haut abhanden kommt.
Weiters können gut isolierte Fenster, starkes Heizen und zu seltenes Lüften, Einrichtungsgegenstände, in denen sich vermehrt Hausstaubmilben aufhalten, allergene Pflanzen (wie zB Ficus benjamin), Haustiere sowie Rauchen neben Umweltfaktoren und der genetischen Veranlagung Gründe für den Ausbruch der allergischen Hauterkrankung sein.
Aufgrund intensiver Forschung verbessern und erweitern sich die Behandlungsmöglichkeiten für allergische Erkrankungen Jahr für Jahr. Mit den sog. topischen Immunmodulatoren (TIM) stehen seit kurzem zwei neue, rasch und gut wirksame, kortisonfreie Salben gegen Neurodermitis zur Verfügung. In Verbindung mit feuchtigkeitspenden und rückfettenden Hautpflege-Produkten kann diegestörte Barrierefunktion der Haut wieder hergestellt werden.
Die Kenntnis und soweit möglich die Reduzierung der krankheitsauslösenden Faktoren (zB Beseitigung der Hausstaubmilben) ist nicht nur für die Vorbeugung der Allergie-Entstehung, sondern auch als Unterstützung der medikamentösen Therapie weiterhin von grundlegender Bedeutung.
Ärztlicher Leiter Allergie-Ambulatorium Burgenland
Wer kennt das nicht, wenn die Idylle des Sommer-Spaziergangs von lästigen Insekten gestört wird oder der wohlriechende Picknick-Korb gegen die ungeladenen Gäste verteidigt werden muss? Der Stich einer Biene, Wespe oder Hornisse ist für einen gesunden Menschen zwar schmerzhaft aber ungefährlich. Nach kurzem Brennen und einer kleinen Schwellung kann der Vorfall wieder vergessen werden. Nicht so bei rund 5% der Bevölkerung, die unter einer Insektengift-Allergie leiden: Für sie kann ein Insektenstich lebensbedrohliche Auswirkungen haben.
Starke Lokalreaktionen, Juckreiz, Ausschläge, Schweißausbruch sowie Schwellungen an verschiedenen Körperstellen gehören noch zu den harmloseren Symptomen. Erbrechen, schwere Atemnot, Stuhlverlust und Bewusstlosigkeit bis hin zum Herz-Kreislauf-Stillstand sind als potentiell lebensbedrohlich zu sehen. Im Schnitt sterben allein in Österreich jährlich 8 Menschen an den Folgen eines Insektenstiches.
Nur eine umfassende Allergie-Austestung kann die Diagnose bestätigen und zur individuell richtigen Therapie führen. Dazu zählt auch das stete Mitführen der verordneten Notfall-Medikamente, die im Ernstfall Leben retten können. Vergesslichkeit und Bagatellisierung hat schon zu manchen Aufenthalten auf Intensivstationen geführt.
Ehem. kommissarischer Direktor der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie an der Charité in Berlin/DE
Neurodermitis ist eine chronische Entzündung der Haut, verbunden mit einer Störung der Barrierefunktion. Oft treten die Symptome wie der sog. Milchschorf (nässendes Wangenekzem) bereits im Säuglingsalter auf und bessern sich bis zum Schulalter. Im Vordergund steht ein zum Teil extremer Juckreiz. Bis eine Verbesserung der Symptomatik eintritt, machen die verzweifelten Eltern häufig eine wahre Odyssee durch, bei dem sie von einem Arzt oder Heiler zum Nächsten wandern.
Besserungen werden oft den zuletzt durchgeführten Maßnahmen zugeschrieben, wobei meist Kausalität mit zeitlichem Verlauf gleich gesetzt wird. Neurodermitis verläuft in wechselnden Schüben. Beschwerde-intensive Phasen wechseln mit symptomfreien Intervallen ab. So ist es durchaus möglich, dass eine Linderung oder eine Verschlechterung der Symptome unabhängig von der Therapie eintritt.
Das Krankheitsbild verläuft bei jedem Kind verschieden, verändert sich und muss deshalb individuell und den momentanen Symptomen entsprechend behandelt werden. "Die" (Wunder)Salbe für "den"(typischen) Patienten gibt es nicht.
Wichtig ist, einen dermatologisch erfahrenen Kinderarzt zu finden, zu dem Eltern und Kind Vertrauen aufbauen. Mit ihm zusammen sollte ein individuelles Therapiekonzept erarbeitet werden, das auf Verfahren beruht, von denen Wirkungen und Nebenwirkungen gut evaluiert sind.
Vorstand der Lungenabteilung am Krankenhaus Hietzing, Wien
Als Pulmologe bin ich immer wieder mit den Folgen von zu spät erkannten Typ III Allergien konfrontiert. Besonders dramatisch kann zB eine lang unbehandelte exogen allergische Alveolitis, eine entzündliche Reaktion der Lungenbläschen (Alveolen), sein, die häufig mit schweren Lungenfunktions- einschränkungen verbunden ist, wenn man sie nicht rechtzeitig erkennt und therapiert. In Einzelfällen muss sogar eine Transplantation durchgeführt werden. Krankheitsverursacher sind organische Substanzen wie z.B., Vogelkot oder Sporen von Schimmelpilzen, die im feuchten Heu besonders optimale Lebensbedingungen vorfinden. Die Anzeichen wie Atemnot, Husten und Fieber werden häufig mit einem grippalen Infekt verwechselt und entsprechend behandelt. Der Kontakt mit den Auslösern wird deshalb auch nicht vermieden, was die eigentliche Therapie darstellt (Expositionsvermeidung)! Die Lungenbläschen entzünden sich immer wieder erneut und das Lungengewebe wird zerstört. Diese Erkrankung wird auch als Farmer- oder Taubenzüchterlunge bezeichnet.
Um diese Komplikationen zu vermeiden, ist es für die Betroffenen (z.B. Landwirte, Vogelzüchter) besonders wichtig sofort einen Spezialisten zu konsultieren, sobald der erste Verdacht besteht. Nur er kann feststellen,ob es sich um eine harmlose Grippe oder um eine gefährliche Lungenerkrankung handelt.
Leiter der Allergieambulanz, Universitätsklinik für Dermatologie, Innsbruck
Der so genannten Sonnenallergie oder "Polymorphen Lichtdermatose", wie der medizinische Ausdruck lautet, liegt möglicherweise gar kein echtes allergisches Geschehen zugrunde, zumindest konnte bisher kein Auslöser identifiziert werden. Es handelt sich um ein relativ häufiges Krankheitsbild, das vor allem hellhäutige Frauen betrifft.
Meist schon im Jugendalter kommt es alljährlich im Frühjahr oder durch die verstärkten Aufenthalt in der Sonne im Urlaub Stunden bis Tage nach dem Sonnenbad zum Auftreten von juckenden Knötchen und Bläschen an den frei getragenen Hautarealen. Innerhalb etwa einer Woche heilen die Veränderungen wieder ab. Typisch ist ein Gewöhnungseffekt im Verlauf des Sommers. Da die Sonnenallergie meist durch UVA ausgelöst wird, kann die Bestrahlung durch Glas (Auto!) als Auslöser ausreichen. Wenn die Sonnenallergie einmal aufgetreten ist, können lediglich Kortisoncremes und Juckreiz-stillende Maßnahmen die Symptome lindern.
Vorbeugend ist wichtig, sich langsam an die Sonne zu gewöhnen und hochwertige Sonnencremes oder Sonnenschutzkleidung mit einem stabilen UVA-Filter zu verwenden. Weiters besteht die Möglichkeit, im Frühjahr beim Hautarzt ein Vorbräunen mit UVA-Bestrahlungen durchzuführen, was meist gute Erfolge zeigt, allerdings jährlich wiederholt werden muss.
Ehem. Vorstand der Pulmologischen Tagesklinik Landeskrankenhaus Graz West, Graz
Obwohl in letzter Zeit hochpotente antiallergische Medikamente auf den Markt kamen, nehmen seit Jahren allergischer Schnupfen und allergisches Asthma bronchiale weltweit konsequent zu. Die Behandlung von allergischen Erkrankungen der Atemwege nützt im Wesentlichen 3 Möglichkeiten: